Pater-Philipp-Exkursion nach Landsberg am Lech

In der Reihe "Pater-Philipp-Exkursionen" lädt die "action spurensuche" ein, Lebensorte Philipp Jeningens (1642-1704) zu erkunden. Die zweite Fahrt dieser Art führte 50 Interessierte aus der Stadt und dem Altdekanat Ellwangen nach Landsberg am Lech. 2007 war Ingolstadt das Ziel gewesen. Philipp absolvierte 1663 in Landsberg sein Noviziat. Nach drei Tagesreisen von Ingolstadt über Donauwörth und Dillingen kommt er am 19. Januar im dortigen Noviziatshaus an. Nach der üblichen kurzen Probezeit erhält er das Ordenskleid, Kreuz und Rosenkranz. Besondere Prägekraft entwickeln die dreißigtägigen Exerzitien des heiligen Ignatius, des Gründers des Jesuitenordens.

Als Einstieg in die Tagesfahrt auf den Spuren Jeningens und der Jesuiten wählte Regina Egetenmeyer vom dreiköpfigen Organisationsteam ein Motto des Ordensgründers Ignatius von Loyola: "Gott in allem suchen und finden." Wie werden die Novizen bei den Jesuiten auf ihre Aufgaben vorbereitet? Welche Symbole begleiten sie? Was sind die zentralen Übungen? "Diese Fragen sind wesentlich für das Verständnis Philipp Jeningens und seines späteren Wirkens in der Ellwanger Region", glaubt Wolfgang Steffel. So wurden in einem feierlichen Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche wesentliche Elemente der Exerzitien vorgestellt und meditiert. Die Betrachtung des Kreuzes spielt darin eine wichtige Rolle.

An einer Stelle fordert Ignatius, etwa, dass man sich Jesus am Kreuz hängend vorstellen soll. Dann, so Ignatius weiter, soll man mit Jesus ein wirkliches Gespräch beginnen, so wie ein Freund zum anderen spricht. Pater Philipp hat dieses Gespräch in seiner Ausbildung und sein ganzes Leben lang gepflegt, auch wenn er sich während seiner Zeit im Virngrund regelmäßig nach Landsberg zu den Exerzitien begab. Vielleicht ist gerade aus dieser Betrachtung des Kreuzes eines seiner bekanntesten Worte erwachsen: "Mit Liebe und Demut kann man alles erreichen". Dieses Wort zog sich als dreistimmiger Liedruf durch den ganzen Tag.

Markus Krämer widmete sich dem Ordenskleid, das zusammen mit Rosenkranz und Kreuz bei der Einkleidung der Jesuiten übereicht wurde: "Ähnlich wie das Taufkleid deutet es auf den ‚neuen Menschen' hin, den wir in der Nachfolge Jesu anziehen sollen." Weiter erschloss er das Symbol auf die Teilnehmer hin: "Es geht nicht um eine schmucke Verkleidung, sondern darum, als Christ die Verkleidungen der Welt aufzudecken und sie zum eigentlichen Sinn zu führen."

Die Jesuitenkirche "Heilig Kreuz" ist von prächtigen Fresken überspannt. Die bedeutendste Darstellung zeigt die Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom. Dort erscheint dem Kaiser Konstantin das Siegeskreuz. Dessen Längsbalken ist immer auf den Betrachter gerichtet, egal wo er sich in der Kirche befindet - eine perspektivische Meisterleistung und tiefe Symbolik für die Kreuzesnachfolge mitten im Alltag. "Nachfolge Jesu ist nicht nur von uns gesagt, nämlich dass wir Jesus folgen, sondern zuallererst von ihm her, dass er uns folgt, uns sucht und uns begleitet. Egal wo wir stehen, Jesus ist bei uns", sagte Wolfgang Steffel den Mitfeiernden, die sich zum Abschluss des Gottesdienstes bewusst im weiten Kirchenraum verteilt hatten. Zelebrant der Messe war Pfarrer Alwin Miller.

Das Jesuitenkolleg in Landsberg wurde 1575 gegründet. Das Ensemble aus Kirche, Arkadenhof und Gymnasium vermittelt eine besondere Atmosphäre und prägt noch heute das Stadtbild, gleich aus welcher Himmelsrichtung man sich Landsberg nähert. Eine Stadtführerin nutze diesen besonderen Ort, um in die Lebensweise der Jesuiten einzuführen. Die Ignatiuskapelle nahm sie zum Anlass, sein Leben nachzuzeichnen. Sie spannte den Bogen bis zu den berühmten Jesuiten Alfred Delp, Karl Rahner und Pater Rupert Mayer, der im Laufe seines Lebens zweimal in Landsberg war, einmal zur Genesung nach dem Ersten Weltkrieg, später in Gefangenschaft der Nationalsozialisten.

Ein sonst nicht zugängliches Kleinod war im benachbarten Neuen Stadtmuseum speziell für die Exkursionsgruppe bereitgestellt worden. Sechs Tafeln mit jeweils 28 kolorierten Kupferstichen zeigten Lebensszenen von Jesuiten, je sieben Bilder für vier Wochen. "Dies war die Abendschau der Novizen", erläuterte Museumsleiter Hartfrid Neunzert. "Und es ist so wie heute: Die schrecklichen Nachrichten dominieren." Damit nahm Neunzert Bezug auf verschiedenste Hinrichtungsarten, denen viele Jesuiten in der Mission ausgesetzt waren und die den jungen Männern schonungslos vor Augen geführt wurden. So zeigt auch die Empore der Heilig-Kreuz-Kirche, wo die Novizen im Gottesdienst saßen, direkt über den Häuptern den Märtyrertod einiger Jesuiten. "Es ist gut möglich, dass die Novizen selbst die Stiche in Meditationen koloriert haben." Die einzige weniger blutrünstige Tafel zeigt Szenen aus der Krankenpflege. Da Krankenpflege zu den sechs Praktika des Noviziats gehörte, sollte diese Tafel ermutigen, trotz aller Gefährdungen der Ansteckung den Notleidenden zu helfen.

"In der Meditation solcher Bilder und in der Betrachtung des Kreuzes wurde Philipp in die Bewegung Jesu eingeführt, in das Hinabbeugen zu den Menschen in Krankheit und Not", ist Wolfgang Steffel überzeugt. Dies bewährte Philipp bei unzähligen Krankenbesuchen in den Dörfern der Fürstpropstei. Gerade dieser Einsatz hat gehört zu dem, was Philipp Jeningen bis heute vielen Menschen zum Vorbild macht und zu eigenem Engagement anspornt. Nicht von Ungefähr gehören regionale Praxistage für Kranken- und Altenbesuchsdienste fest ins Programm der "action spurensuche."

Zwei weitere geistliche Orte beeindruckten die Teilnehmer besonders. Die gotische Mariä Himmelfahrtskirche wartet im Innern mit frühbarockem Stuck und einem vergoldeten Hochaltar auf. Die Johanniskirche von Dominikus Zimmermann wirkt wie eine spielerische Vorstudie zur von ihm erbauten Wieskirche. Philipp Jeningen ging noch vor Abschluss des zweijährigen Noviziats als Lehrer in Jesuitengymnasium nach Mindelheim. Dorthin führt die nächste Pater-Philipp-Exkursion am 5. Juli 2008.

Die "action spurensuche" entstand im Jahre 1992. Als offene geistliche Bewegung orientiert sich an der Spiritualität des Ignatius von Loyola, wie sie sich beispielhaft im Leben Philipp Jeningens widerspiegelt. Sie ist vor allem durch die sommerliche Fußwallfahrt von Eichstätt nach Ellwangen bekannt. Diese findet in diesem Jahr vom 21. bis 26. August statt, bereits zum 16ten Mal.

Bild 1 Exkursionsgruppe vor dem Schmalzturm

Bild 2: Dächerlandschaft nahe der Kirche Mariä Himmelfahrt

Bild 3: Ignatiuskapelle in der Heilig-Kreuz-Kirche

Bild 4: Arkadenhof mit Blick auf die Türme der Heilig-Kreuz-Kirche

Bild 5: Novizenempore in der Heilig-Kreuz-Kirche

Bild 6: Jesuitentafel mit kolorierten Stichen zur Meditation

Bild 7: Ausschnitt einer Jeuitentafel


Pressebericht: Ipf und Jagst-Zeitung v. 3.7.2007